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Was ist Gnosis ?

Gnosis (von altgriechisch γνῶσις gnō̂sis "[Er-]Kenntnis" bzw. "Wissen") oder Gnostizismus (latinisierte Form des griechischen γνωστικισμός gnōstikismós) bezeichnet als religionswissenschaftlicher Begriff verschiedene religiöse Lehren und Gruppierungen des 2. und 3. Jahrhunderts n. Chr., teils auch frühere Vorläufer.
Der Ausdruck wird auch für verschiedene Strömungen verwendet, die in wirkungsgeschichtlichem Zusammenhang mit diesen Gruppierungen stehen oder in den vertretenen Lehren Ähnlichkeiten aufweisen. Gnostische Positionen fassten teilweise auch in einigen Gemeinden des frühen Christentums Fuß. Die Gnosis entwickelte sich im 2. Jahrhundert zum theologischen Hauptgegner der frühen Kirche.

Trotz aller Verschiedenheiten zeigen die gnostischen Lehren eine gewisse Grundtendenz: Eine oberste, über alle irdische Wirklichkeit schlechthin erhabene "gute Gottheit" entfaltet sich in vielfachen Abstufungen und Ausströmungen (Emanation). Die sichtbare Welt schuf ein "Demiurg", der auch den minderwertigen "fleischlichen" Menschen bildete, indem er das zur göttlichen Oberwelt gehörende Pneuma mit der "bösen Materie" vermischte. Die Erlösung des Menschen liegt in der Gnosis, d. h. in der Erkenntnis seines kosmischen Geschicks und der Göttlichkeit seines eigenen Selbst. 

Quellen :


Bis ins 20. Jahrhundert waren Historiker und Religionswissenschaftler weitgehend angewiesen auf Textüberlieferungen bei frühchristlichen Theologen wie Irenäus von Lyon, Clemens von Alexandrien, Hippolyt von Rom, Origenes oder Epiphanius von Salamis oder Darstellungen in freilich oft polemischer Verzeichnung etwa bei Justin oder Tertullian. Nach der Theologischen Realenzyklopädie, Artikel Gnosis II.4, ist die grundlegende Glaubwürdigkeit von Irenäus durch die Funde in Nag Hammadi weitgehend erhärtet worden.
An Originaltexten – vor allem in koptischer Sprache – sind zu nennen:

  • Codex Askewianus, der das Werk Pistis Sophia enthält,
  • Codex Berolinensis Gnosticus 8502 mit dem Evangelium der Maria, dem Apokryphon des Johannes und der Sophia Jesu Christi,
  • Codex Brucianus, der neben anderem die Bücher des Jeû enthält.

Lange Zeit waren dies die einzigen direkten Textzeugen aus dem Umfeld der Gnosis selbst. Eine wesentlich breitere Textgrundlage kommt in den Blick, seit 1945/1946 bei Nag Hammadi in Ägypten eine ganze Bibliothek auch gnostischer Schriften gefunden wurde, darunter pseudepigraphische Parallelen zu den neutestamentlichen Gattungen wie das Thomasevangelium, eine Apokalypse des Paulus und Apokalypse des Petrus und die Paraphrase des Seem. Des Weiteren sind manichäische Texte zu nennen: die Funde aus Turfan und aus der Oase Dakhleh, die Bibliothek von Medinet Madi, der Kölner Mani-Kodex. Das Corpus Hermeticum sowie die Hekhalot-Literatur sind, was ihren gnostischen Charakter betrifft, zumindest umstritten (es fehlen im ersteren Falle widergöttliche Kräfte und ein sie bezwingender Erlöser, im zweiten Falle fehlt ein mythologisches Drama um den göttlichen Funken, hier ist eher an Einflüsse der Kabbala zu denken).
Auch in Texten des Neuen Testaments sind Ausdrücke wie Gnostiker zu finden. Wegen der erwähnten damaligen undifferenzierten Verwendungsweise dieser Ausdrücke ist dabei fast in jedem Fall sehr unklar und umstritten, ob damit Gnostiker im Sinne etwa valentinianischer Christen gemeint sind, ob an den dortigen Sprachgebrauch angeschlossen wird und wenn ja, in welchem Ausmaße dies kritisch geschieht, oder ob damit einfach auf religiöse Erkenntnis in einem unspezifischen Sinne Bezug genommen wird. Entsprechende Probleme diskutiert man etwa für den Epheserbrief oder den Kolosser-Brief, wo Paulus vor "Philosophie und leerem Betrug" (2,8) warnt. Für das Johannesevangelium nahm etwa Rudolf Bultmann Elemente einer gnostischen Erlösungslehre an. Dem widersprechen aber entscheidende Merkmale (kein Mythos einer Weltschöpfung durch einen bösen Demiurgen, Inkarnation und Leiden am Kreuz statt Doketismus), wenngleich sich gnostische Theologen gerne auf das Johannesevangelium beziehen, etwa wegen des Beginns mit der Erschaffung der Welt und einer schroffen, nur durch Christus durchbrochenen Trennung zwischen Licht und Finsternis, oben und unten. 

Hauptmerkmale der Gnosis

  • Dualismus, es besteht ein Gegensatz zwischen Gut und Böse, und es gibt einen transzendenten, verborgenen Gott und einen niederen Schöpfergott (Demiurg)
  • Kosmogonie, auch im Ergebnis werden Dualitäten beschrieben, Licht und Finsternis, Geist und Fleisch; das Böse war von Anfang an in der Schöpfung vorhanden
  • Soteriologie, eine Erlösung wird in der Gnosis über den Weg der Erkenntnis des dualistischen Charakters der Welt beschritten.
  • Eschatologie, Ziel des Gläubigen ist es, sich in den Ort des Guten hinein zu bewegen, das Primat der spirituellen Dimension in der eigenen Existenz zu erkennen
  • Gemeinde und Kult

Zu den zentralen Inhalten der Gnosis gehören die folgenden Thesen:

  • Es gibt einen vollkommenen allumfassenden Gott.
  • Durch einen eigenmächtigen bzw. selbstbezogenen Akt in den Äonen tritt ein unvollkommener Gott ins Dasein. Dieser wird Demiurg oder Schöpfergott genannt, weil er seinerseits eigenmächtig das materielle All erschafft.
    • Der Demiurg wird in vielen gnostischen Schriften mit JHWH identifiziert, dem Gott des Tanach, des Alten Testaments der Bibel.
    • Daher gehen die Gnostiker davon aus, dass Jesus von Nazareth nicht der Sohn des Gottes der Juden ist, sondern – als eine Inkarnation des Christus – das Kind der vollkommenen Gottheit, also geistig verstanden, nicht etwa körperlich (Christologie).
  • Ebenfalls erschafft der Demiurg den Menschen und verbringt diesen in immer dichtere Materie.
  • Die Schöpfung (und der Mensch) tragen jedoch grundsätzlich das Prinzip der ursprünglichen vollkommenen Gottheit in sich, von dem sie nicht zu trennen sind.
  • Einige gnostische Strömungen sehen die materielle Welt inklusive menschlichem Körper als "böse" an, andere legen den Schwerpunkt auf das innewohnende geistige Prinzip, das den Rückweg zur geistigen Vollkommenheit respektive Einheit ermöglicht.
  • Das innewohnende geistige Prinzip, auch Pneuma, Funke oder Samenkorn genannt, muss dem Menschen in Abgrenzung zur Psyche bewusst werden, um die Verhaftungen an die materielle Welt erkennen und lösen zu können.

Christoph Markschies (2001) schlägt auf Grundlage eines "gewissen Konsens[es]" der neueren Forschung ein typologisches Modell vor. Demnach sind solche theologischen Systeme gnostisch, die durch mehrere der folgenden Motive gekennzeichnet sind:[7]

  1. Die oberste Gottheit ist jenseitig und fern.
  2. Es gibt weitere göttliche Figuren, die den Menschen näher sind.
  3. Die materielle Welt ist böse, der Gnostiker fühlt sich in ihr fremd.
  4. Der in platonischer Tradition als Demiurg bezeichnete Schöpfergott ist unwissend oder böse.
  5. Göttliche Funken fielen in die materielle Welt, schlummern nun in einem Teil der Menschen und können befreit werden.
  6. Ein Erlöser steigt aus der oberen Sphäre herab (und später wieder hinauf), um den Menschen die Erkenntnis über ihren Zustand mitzuteilen.
  7. Wer erkennt, dass der Funke in ihm ist, erlangt Erlösung.
  8. Sowohl der Gottesbegriff als auch die Entgegensetzung von Geist und Materie und die Anthropologie sind dualistisch. 

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